Drei Unternehmen erstmalig mit dem Otto Heinemann Preis ausgezeichnet
Feierliche Preisvergabe durch Mittelstandsbeauftrage des BMWI Staatssekretärin Iris Gleicke auf der Berliner Pflegekonferenz
Berlin, 4. November 2015: Wie können wir neben Beruf und Familie künftig auch noch die Pflege von Angehörigen meistern? Was können Unternehmen tun, um ihren Mitarbeitern nicht nur kinder-, sondern auch pflegefreundliche Arbeitsbedingungen zu bieten? Gestern Abend wurden im Rahmen der 2. Berliner Pflegekonferenz Unternehmen ausgezeichnet, die herausragende Beispiele für eine pflegefreundliche Arbeitswelt liefern.
„Mit dem Otto Heinemann Preis wollen wir nicht nur Anregungen von großen Unternehmen aufgreifen, sondern uns liegt besonders am Herzen, kleine und mittelständische Betriebe in ihrem Bemühen um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu unterstützen“, sagte Yves Rawiel, Geschäftsführer von spectrumK anlässlich der Preisverleihung im Berliner Westhafen Event und Convention Center (WECC).
Der Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben – in Kooperation mit den Spitzenverbänden der Betriebskrankenkassen und Innungskrankenkassen. In seinem Prolog zur Preisverleihung lobte denn auch der Vorstand des BKK-Dachverbandes Franz Knieps den Ideenreichtum und die unternehmerische Weitsicht der Preisträger: „Viele Unternehmen wissen heutzutage, dass seelische und körperliche Ausgeglichenheit der Mitarbeiter nicht nur essentiell für effiziente Arbeitsergebnisse sind, sondern dass eine Gesundheitsförderung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch dazu dienen können, um Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig an sich zu binden.“
Ein Beispiel hierfür liefert das Softwareunternehmen SAP: „Unsere Mitarbeiter haben ein umfangreiches Bukett zur Auswahl, um eine gute Lebensbalance und persönliche Leistungsfähigkeit zur erhalten – egal, in welcher Lebensphase sie sich gerade befinden“, heißt es dort zum Beispiel. Quartalsweise Info-Sessions, Seminare und Kompetenztrainings zum Thema ElderCare, Führungskräfte-Trainings, Beratungsangebote sowie kollegiale Stammtische zählten hier ebenso zu den Maßnahmen wie Vertrauensarbeitszeit, mobiles Arbeiten, Arbeitszeitkonten und die vielfältigen Teilzeitmodelle. SAP wurde für dieses umfassende Angebot in der Kategorie über 251 Mitarbeiter mit dem Otto Heinemann Preis ausgezeichnet.
Den Preis in der Kategorie bis 51 bis 250 Mitarbeiter gewann die Firma ExTox Gasmess-Systeme GmbH. Das Unternehmen aus Unna setzt schon seit 2004 auf flexible Arbeitszeitmodelle, Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice – vor allem aber auf individuelle Regelungen: „Wir haben unsere Firma gegründet, damit sie für uns da ist; für uns, für unsere Familien, für unsere Kinder und für unsere Eltern“, sagte Geschäftsführer Ludger Osterkamp bei der Preisverleihung. In seinem Unternehmen sei niemand ersetzbar – und es zähle der Mensch und nicht die Personalnummer. Darüber hinaus könne ein Unternehmen nur sein, wozu seine Mitarbeiter es machen: „Wenn wir also andere überholen wollen, dann dürfen wir nicht in ihre Fußstapfen treten, sondern wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen“, so der Geschäftsführer. Bei ExTox sei man deshalb „den Weg vom Elternsprechtag über den Leihrollstuhl zum Pflegebegleiter gegangen“. Osterkamp: „Bei uns ist das Ziel, das Thema Pflegebedürftigkeit aus der Tabuzone zu holen, Chefsache!“
Die dritte Auszeichnung im Rahmen der Vergabe des Otto Heinemann Preises ging an die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg (Kategorie bis 50 Mitarbeiter). Die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg beschäftigt rund 30 Menschen in den unterschiedlichsten Familienphasen. „Sowohl zur Mitarbeiterbindung als auch –gewinnung ist es uns daher wichtig, konkrete Vorschläge für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie machen zu können“, heißt es dort. Als regionale Interessenvertretung der Handwerksunternehmen verstehe man sich darüber hinaus auch als Multiplikator für diese Themen und wolle daher als gutes Beispiel vorangehen. Große Erfolge hat die Kreishandwerkerschaft durch die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle, die sie gemeinsam mit dem Personalrat entwickelt hat, erzielt. „Jenseits der gesetzlichen und formalen Regelungen stehen für uns dabei individuelle Absprachen mit den betroffenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Mittelpunkt unserer erfolgreichen Strategie. Gerade als KMU haben und nutzen wir diese Möglichkeiten, flexibel und schnell auf die unterschiedlichen Anforderungen reagieren zu können“, so die Verantwortlichen.
Der Otto Heinemann Preis wurde von Iris Gleicke, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium und Beauftragte für den Mittelstand, im Beisein von rund 400 geladenen Gästen verliehen. Namensgeber für den Preis ist der ehemalige Prokurist der Firma Krupp in Essen, der nicht nur ein engagierter Kommunalpolitiker und Vater des dritten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Gustav Heinemann, war. Otto Heinemann hat sich in ganz besonderer Weise um das Betriebskrankenkassenwesen verdient gemacht.