Auftakt 3. Berliner Pflegekonferenz

  • 8. November 2016

Die 3. Berliner Pflegekonferenz wird zu einer immer größeren Plattform für alle an der Pflege Beteiligten. Über 500 Teilnehmer hatten sich für die beiden Tage voller innovativer Ansätze, Workshops und politisch interessanten Diskussionen angemeldet. Moderatorin Amelie Fried versprach zu Beginn der Veranstaltung im Berliner Westhafen Event und Convention Center: „Sie werden mit einer Menge an neuen Erkenntnissen und Inspirationen diese schöne Location verlassen.“

Yves Rawiel, Geschäftsführer des GKV-Servicedienstleisters spectrumK sowie Initiator der zweitägigen Konferenz betonte in seiner Begrüßungsrede, dass die Berliner Pflegekonferenz eine sehr gute Austauschplattform geworden sei. So diskutiere man in diesem Jahr nicht nur über Themen wie kultursensible Pflege, Sucht im Alter und Gewalt in der Pflege, sondern habe zudem noch Japan als Gastland gewonnen. „Ein japanisches Sprichwort sagt: Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit ihren alten Menschen umgeht. Deshalb bin ich sehr gespannt, was wir von Japan lernen können“, so Rawiel. 

Der Initiator der Berliner Pflegekonferenz verwies auf die Bedeutung des Themas Pflege für spectrumK. „Wir sind da, wo die Menschen uns brauchen – und wir beraten auch so, wie das Motto der Pflegekonferenz lautet „aus der Praxis für die Praxis“. Für ihre tägliche Arbeit gebühre allen Pflegeberatern sowie den professionell und familiär Pflegenden große Anerkennung: „Deshalb rollen wir mit der Preisverleihung heute Abend für Sie den roten Teppich aus – für die Pflegenden in diesem Land!“

Für gute Pflege braucht es gute Rahmenbedingungen – über die sprach Staatssekretär Karl- Josef Laumann, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und Bevollmächtigter für Pflege. Er betonte insbesondere die Bedeutung der aufsuchenden Pflegeberatung: „Diese Geh-Hin-Kultur ist Grundvoraussetzung für eine gute Beratung und Pflege“, so Laumann.

Eine der größten Herausforderungen der Zukunft sei es, so Laumann, mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen: „Wir müssen jedes Jahr etwa 20.000 zusätzliche Menschen finden. Deshalb müssen wir gemeinsam weiter daran arbeiten, dass der Pflegeberuf in unserer Gesellschaft Rahmenbedingungen vorfindet, die konkurrenzfähig sind zu anderen Branchen.“ Laumann sprach hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an – aber auch das Problem der vielen Teilzeitarbeitsstellen: „Damit wird man Pflege auf Dauer in Deutschland nicht attraktiv halten können!“

Takeshi Yagi, Botschafter von Japan sagte, es sei eine große Ehre, dass sich Japan als Partnerland an der Pflegekonferenz beteiligen kann. Japan habe im Verlauf seiner Modernisierung einige Errungenschaften auch von Deutschland übernommen – so orientierten sich die ersten Krankenkassen in Japan an der Krankenkasse des Unternehmens Krupp. Japan habe auch mit ähnlichen Herausforderungen des demographischen Wandels zu kämpfen wie Deutschland. Japan habe als zweites Land nach Deutschland eine Pflegeversicherung geschaffen. Gemeinsam könne man jetzt Vorkämpfer für gute Pflege
sein.

Schwester Liliane Juchli aus der Schweiz, „Pflege-Legende“ und Autorin eines Standardwerks über die Pflege, ging mit den Teilnehmern auf Zeitreise: Pflege gebe es seit Menschengedenken, so Juchli. Die Ordensschwester warb für eine menschengerechte Ökonomisierung im Gesundheitswesen und der Gesellschaft. „Wirtschaftlichkeit und Rationalisierung sind unausweichlich – die persönlichen Werte aber dürfen nicht rationalisiert werden“, so Juchli. „Nur Nächstenliebe und Beruflichkeit zusammen ergeben die professionelle Pflege.“

Hirotaka Furukawa, Botschaftssekretär für Gesundheit und Soziale Sicherung der Botschaft Japan beleuchtete in seinem Fachvortrag am Nachmittag das japanische Pflegeversicherungssystem: Auch Japan leide unter dem demographischen Wandel und steigenden Ausgaben für die Sozialversicherung – etwa 23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – die Hälfte der Ausgaben würden dabei vom Staat alleine finanziert. „Das Pflegeversicherungswesen steht vor großen Herausforderungen.“, so Furukawa.

Prof. Dr. Ursula Lehr, stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, beleuchtete das Thema der Generationen: „Generationen bleiben sich heutzutage oft fremd: Die Senioren erleben nicht mehr, wie die Enkel aufwachsen – und die Enkel erleben keine alten Menschen mehr.“ Sie verwies auf die 2009 von Horst Krumbach ins Leben gerufene Generationsbrücke: „Das ist mehr als ein Besuchsdienst und mehr als Weihnachtssingen: Ein regelmäßiges, gemeinsames Tun.“

Warum Horst Krumbach, die Generationsbrücke initiiert hat? „In das Leben der Menschen noch einmal Glücksmomente zu bringen“, das sei sein Beweggrund gewesen – „ und nichts kann die Herzen der alten Menschen besser erreichen als Kinder.“ Mittlerweile unterstützen mehr als 100. Kooperationspartner die Generationsbrücken in Deutschland. Neuerdings gebe es auch eine Modellförderung des Bundesfamilienministeriums, des Deutschen Caritas-Verbands und der Herbert-Quandt-Stiftung. „Das ist nicht nur eine tolle Sache für die alten und jungen Menschen, sondern auch für die gesamte Pflege: Denn ich habe auch die Hoffnung, dass wir den einen oder anderen Jugendlichen, der in der Generationsbrücke engagiert war, später auch im beruflichen Kontext in der Pflege wiederfinden.“